Krisenlähmung: Der neue Herbstbericht ist da!
Krisenlähmung: Stillstand beim Frauenanteil in den Vorständen
Nach Jahren der positiven Entwicklung stagniert der Frauenanteil in den Vorständen der 160 börsennotierten Unternehmen jetzt auf niedrigem Niveau: Am 1. September 2025 ist, wie im Vorjahr, erst jeder fünfte Vorstandsposten mit einer Frau besetzt. Bei den Neurekrutierungen wird wieder häufiger auf Männer zurückgegriffen, der Frauenanteil unter den neu hinzugekommenen Vorstandsmitgliedern lag vor zwei Jahren bei 37 Prozent und beträgt aktuell nur noch 20 Prozent. So kann Deutschland im internationalen Vergleich nicht aufholen und fällt noch weiter hinter Spitzenreiter Großbritannien zurück.
Der Frauenanteil in den Führungsgremien der 160 in DAX, MDAX und SDAX notierten Unternehmen ist zwischen September 2024 und September 2025 nicht gewachsen: Er stagniert exakt auf Vorjahresniveau bei 19,7 Prozent in den Vorständen und 37 Prozent in den Aufsichtsräten.
Ursache hierfür ist ein in der Krise vermehrter Rückgriff auf traditionelle Muster bei der Rekrutierung des Führungspersonals. Die Aufsichtsräte setzen wieder stärker auf jüngere Kopien der bestehenden Vorstandsmitglieder: Die Neuzugänge sind deutlich häufiger männlich (80 Prozent), deutsch (72 Prozent) und Wirtschaftswissenschaftler oder Ingenieure (zus. 82 Prozent) als in den Vorjahren. Am besten stehen beim Frauenanteil in der Führung die 40 großen DAX-Konzerne da: In den Aufsichtsräten ist mit rund 40 Prozent ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen erreicht. In den Vorständen aber kann Deutschland noch immer nicht an das Niveau anderer westlicher Industrieländer anknüpfen. Im Vergleich der 40 größten Börsenunternehmen steht Großbritannien weiterhin an der Spitze (33,8 Prozent), es folgen Frankreich (31,4 Prozent), die USA (30,8 Prozent) und Schweden (27,1 Prozent). Mit einem Anteil von 25,7 Prozent im DAX ist Deutschland Vorletzter, schlechter steht am 1. September 2025 nur Polen da (18,8 Prozent).
„Wenn die deutsche Wirtschaft endlich wieder Fahrt aufnehmen will, muss sie das Potenzial der Frauen besser nutzen“, kommentiert die Geschäftsführung der AllBright Stiftung, Dr. Wiebke Ankersen und Christian Berg. „Der Rückgriff auf ganz alte Muster bei der Wahl des Führungspersonals ist ein Reflex, der schon in der Corona-Krise zu beobachten war, aber keine Strategie für den Neustart. Die Unternehmen brauchen jetzt die besten Köpfe an der Spitze – und das sind zur Hälfte Frauen. Hier sind die Aufsichtsräte in der Verantwortung. Dass es an der Spitze der Aufsichtsräte zuletzt einige weibliche Besetzungen gegeben hat, ist ein Lichtblick: so werden Frauen dort zukünftig auch mehr Einfluss auf Personalentscheidungen nehmen.“
In jedem Jahr werden rund 100 Vorstandsposten in den 160 Börsenunternehmen neu besetzt. AllBrights Rote Liste von Unternehmen ohne Frauen im Vorstand sowie die Grüne und die Gelbe Liste geben einen schnellen Überblick: Welchen Firmen gelingt es am besten, Frauen zu finden und zu halten – und welche sind damit besonders attraktiv für Frauen und Männer, die auf eine offene und inklusive Unternehmenskultur Wert legen?